Eugen und Eugenia - Die Geschichte von Mann und Frau

(Shari im Juli 2022)

 

Einst vor einer Zeit jenseits der Zeit, existierte eine Welt, so fein in ihrer Schwingung, dass die Körper der Menschen durchlässig waren, wie das reinste Licht. Die Erde war ein Paradies und ihre Bewohner gestalteten diese Welt nach ihren Wünschen, eins mit der Natur, den Tieren und all den anderen Bewohnern.

Die Menschen lebten in Paaren, denn männlich und weiblich existierte bereits. Dies war der Grundbaustein für eine polare Welt, in der Tag und Nacht, Oben und Unten und so weiter, existieren konnte. Doch die Dualität, welche das Ungleichgewicht zwischen den Polen darstellt, existierte noch nicht.

Dies ist die Geschichte von Eugen und Eugenia, doch es könnte ebenso die Geschichte von Paulus und Paula oder von Christian und Christine sein. Es ist die Geschichte von Mann und Frau und ob Du Eugen und Eugenia als zwei Personen betrachtest oder als Kollektive Gruppen, darfst Du selbst entscheiden.

 

In Platons Symposium berichtet Aristophanes über den zweigeschlechtigen Kugelmenschen. Dieser hatte zwei Gesichter, 4 Ohren, 4 Arme, 4 Beine und beide Geschlechtsteile. Doch weil der Mensch sich an den Göttern versündigte, wurde er als Strafe entzwei geschnitten und in alle Winde verstreut. Seither, so heißt es, ist jeder Mensch wie ein geteilter Würfel, der verzweifelt seine zweite Hälfte sucht.

 

Nun, diese Geschichte ist sehr symbolisch, denn Hand aufs Herz:
Möchtest Du in einem derartigen Körper leben? Gefangen mit einer zweiten Seele?

 

Eugen und Eugenia waren zwei Körper – ein männlicher und ein weiblicher, sie waren zwei Seelen, welche hingegen androgyner Natur waren und somit die Qualitäten des anderen in sich trugen, und sie waren ein Geist.

So vermochte Eugen Eugenia zu fühlen wie sich selbst und umgekehrt, was sie zu mächtigen Schöpferwesen machte. Beide verkörperten in perfekter Harmonie Qualitäten des einen Schöpfergeistes und in der absoluten Vereinigung ihres Geistes verfügten sie somit über einen beachtlichen Teil dieser Kraft.

 

Eugenias Feingefühl und Intuition verband sie mit den kreativen Ressourcen der Quelle, doch es war Eugen, welcher die feinen Energien, welche Eugenia auf die Erde holte in die Form brachte, während Eugenia währenddessen den Raum dafür bereitstellte.
So wie auch heute noch der Wunsch nach einem Kind in der Frau heranreift, gleich der bekannten „tickenden inneren Uhr“. Doch ist es der Samen des Mannes, welcher die Manifestation ermöglicht, während der Körper der Frau den Raum dazu bereitstellt.

 

Doch damals vermochte die Schöpferkraft von Mann und Frau bei Weitem mehr, als bloß die Zeugung eines Kindes. Im ganzen Universum waren die Menschen als mächtige Schöpferwesen bekannt, wurden bewundert, aber auch beneidet.

 

So manche strebten danach ihre Macht für sich zu nutzen und manche wollten sie sogar zerstören oder zumindest unterdrücken.

 

Nun, wurde der Mensch hochmütig?
Nicht von sich aus, selbst wenn die Eigenverantwortung hier natürlich nicht außer Acht gelassen werden darf. Doch es gab Einflüsse von außerhalb, welche die Menschheit dazu verführte, ihre Macht umzulenken und die meisten, wenn auch nicht alle, die heute als „Götter“ in den Mythen und Legenden auftauchen, waren der Menschheit weniger wohlgesonnen, als viele dies später glaubten.

 

Eugen und Eugenia liebten sich sehr. Denn zwischen ihnen gab es keine Missverständnisse. Sie sprachen die selbe Sprache, dachten den selben Gedanken, fühlten das selbe Gefühl. Wenn der eine sich schlecht fühlte, konnte es der andere so wahrnehmen, als beträfe es ihn selbst und so sorgte jeder der beiden stets dafür, dass es dem anderen gut ging.

 

Doch durch das Missbrauchen der Macht wurde die Menschheit für die Schöpfung gefährlich, denn was im Kleinen geschieht, hat stets Auswirkungen auf das Große. Wenn ein Planet ins Ungleichgewicht fällt, wirkt sich dies also auch auf das gesamte Universum aus und so musste die Erde isoliert werden.

 

War diese Isolation eine Folge des Hochmuts oder war der Fall stets geplant, damit die Seelen neues erfahren konnten? Nun, spielt dies eine Rolle?

 

Um eine Welt zu isolieren, muss ihre Schwingung verändert werden, so dass sie die Resonanzfelder der anderen Welten nicht länger erreicht. Und so sank die Schwingung der Erde und die Materie verdichtete sich.
Dies hatte allerdings Auswirkungen auf die Körper von Eugen und Eugenia. Jene wurden fester und wirkten beinahe wie ein Gefängnis mit verdunkelten Fenstern, so dass sie den Geist des anderen nicht mehr wahrnehmen konnten. Plötzlich nahmen sie sich im Geiste als getrennt war und konnten auch nicht länger die Gefühle des anderen spüren. Ihre Schöpferkraft ließ nach, doch dies war nicht alles.

 

Diese neuen Körper entwickelten ein Eigenleben. Denn so getrennt von den Gefühlen der Einheit, wirkten die Gefühle beinahe klein. Auch wurden die Körper sterblich, selbst wenn Geist und Seele unsterblich blieben. So entstand ein künstlicher Gefühls- oder Emotionalkörper der Teil des physischen Körpers war. Der Überlebensantrieb, verbunden mit all den dazugehörigen Emotionen, wurde geschaffen. So möchte ich in dieser Geschichte zwischen Gefühl und Emotion unterscheiden. Denn beides ist nicht das selbe!

 

Um die Anziehung zwischen Mann und Frau zu gewährleisten, brauchte es einen Botenstoff, welcher die beiden zueinander zog, jetzt wo der Geist nicht mehr eins war, der stets für eine untrennbare Verbindung gesorgt hatte. Und so begann der Körper Hormone zu produzieren, welche auf die Emotionen einwirkten, um damit den Fortbestand der Menschheit zu sichern.

 

Während dieses Prozesses veränderte sich die Beziehung zwischen Eugen und Eugenia. Öfter geschah es nun, dass der eine etwas tat oder sagte, was dem anderen nicht gefiel, doch da sie sich gegenseitig nicht mehr fühlten, konnte keiner die Beweggründe des anderen verstehen. Die Sprache entstand um die Telepathie zu ersetzen, doch sie reichte nicht aus, um Missverständnisse aufzuklären, denn sie war viel zu unzureichend, um das gesamte Innenleben auszudrücken.

 

Doch die endgültige Trennung von Eugen und Eugenia entstand, als das hormonelle System des Körpers vollkommen ausgeprägt war. Der Fortpflanzungstrieb der Menschen war zu jener Zeit stark präsent denn er war eine neue Erfahrung und wie es mit neuen Erfahrungen nun einmal so ist, so sind sie für uns besonders spannend und nehmen unsere Aufmerksamkeit voll und ganz in Anspruch.

 

Und so kam es, dass Eugenia eines Tages Aaron begegnete. Ihr Körper reagierte stark auf die Anwesenheit jenes Mannes und fühlte sich derart zu ihm hingezogen, dass die Liebe zu Eugen dagegen zu verblassen schien. Dieser Cocktail an Hormonen war ein Rausch und Eugenia und Aaron genossen diesen Rausch in jeder freien Sekunde.

 

Als Eugen davon erfuhr, fühlte er einen Schmerz der so vollkommen neu für ihn war, dass er von ihm regelrecht übermannt wurde. Nun erschien es ihm endgültig, als wäre ein Teil von ihm gestorben. Er fühlte sich halb und völlig verloren und das einzige, das es ihm ermöglichte, diesem Schmerz Herr zu werden war, sein Herz zu verschließen.

 

Eugenia hingegen genoss die Zeit mit Aaron und verschwendete kaum einen Gedanken an Eugen. Irgendwie tat er ihr zwar leid, doch die Welt in der sie lebten hatte sich verändert und sie verstand nicht, warum er diese neue Welt nicht ebenso genießen konnte wie sie.
Die Ernüchterung kam, als der Hormoncocktail seine Wirkung verlor. Es war eigenartig. Langsam und schleichend wurde sie wieder nüchtern und begann Aaron aus vollkommen anderen Augen zu sehen. Im Grunde genommen war er so anders wie sie. Zwar kämpften beide gegen das Nachlassen des Rausches an und versuchten wieder dorthin zurückzukehren, wo sie sich so unbeschwert und leicht fühlten, doch sie konnten das, was auch immer sie trennte nicht aufhalten.

 

Da dachte Eugenia an Eugen, der sie trotz der Trennung des Geistes doch so viel mehr verstanden hatte, als Aaron. Sie fühlte eine wohlige Wärme im Herzen, eine Wärme, die sie bei Aaron, trotz des Rausches, niemals gefühlt hatte, doch als sie zu Eugen zurückkehrte, wirkte dieser kalt und abweisend. Eugenia versuchte alles um ihn zu erreichen. Sie öffnete ihr Herz soweit sie konnte und da fand sie auch die tiefe Liebe, welche sie beide verband, doch umso mehr sie sich öffnete, umso mehr verschloss er sich.
Schließlich kam das Unvermeidliche und der Tod des physischen Körpers befreite ihre Seelen aus dem Gefängnis der Materie.

 

Als Eugen und Eugenia wieder neue Körper bekamen, bekamen sie auch andere Namen, doch ich möchte die Namen hier beibehalten, um keine unnötige Verwirrung zu stiften.

 

Sie kamen ohne Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit, doch es gab ein unsichtbares Band zwischen ihnen, welche eine neue Begegnung ermöglichte.
Doch die Welt hatte sich verändert. Die Frauen hatten sich über die Männer erhoben, denn die Menschen glaubten, dass die Frauen göttlichen Ursprungs waren, da nur sie es vermochten Kinder zu gebären. Dass der Samen des Mannes dazu benötigt wurde, war den Menschen damals unbekannt.
Es gab zu jener Zeit kaum Paare die lange zusammenblieben. Der Rausch der Hormone war stark und man genoss ihn bis er abklang und zog dann weiter zum nächsten.

 

Da es in der Vergangenheit in den meisten Fällen zuerst die Frau war, welche dem Rausch der Hormone unterlag, ja selbst wenn dies heute umgekehrt zu sein scheint, hatten die Männer ihr Herz verschlossen, doch den Frauen war es gelungen, dieses noch zu einem gewissen Anteil offen zu halten. Dies machte sie intuitiver und dem Göttlichen näher. Die Menschen glaubten auch deswegen, die Frau stehe über dem Manne und der Mann sei einzig und allein dazu geboren, die Frau zu erfreuen und ihr zu dienen.
Die Zeit des Matriarchats, eine heute längst vergessene Epoche, war nicht minder trist, wie das was folgen sollte. Auch wenn es keine Kriege gab, so führten die Männer ein trauriges Dasein. Ihr verschlossenes Herz machte sie zu Sklaven der Frauen, denn sie begehrten den Körper der Frau auf schmerzliche Art und Weise. Der Drang ihren Samen zu verbreiten dominierte sie, was der Frau bewusst war und ihr Macht über den Mann verlieh.

 

Als Eugen Eugenia in jener Zeit begegnete, war sein Verlangen nach ihr viel größer als das Verlangen nach jeder anderen Frau. Auch Eugenia fühlte diese Anziehung und so nahm sie ihn bei sich auf. Doch nicht als gleichberechtigten Partner, sondern als Diener, den sie zwar gut behandelte, aber der dennoch für seine Dienste belohnt wurde, indem er ihr beiliegen durfte. Stärkere Gefühle für ihn konnte sie sich nicht erlauben, denn es galt als Schwäche, wenn eine Göttin sich gleich mit ihrem Untertan stellte. Eugen fühlte sich oft klein und ohnmächtig und das Bild eines stolzen Mannes, wie es dies später geben sollte, suchte man in jenen Tagen umsonst.

 

Doch gab es Männer, die sich jene Erniedrigung nicht länger gefallen lassen wollten. Sie spürten, dass etwas nicht stimmte und so kam es, dass einem von ihnen eines Tages geflüstert wurde, vielleicht war es einer der Götter, dass es der Samen des Mannes sei, der die Zeugung eines Kindes ermöglichte. So geschah es, dass eine Gruppe von Männern eine Gruppe von Frauen mit Gewalt isolierte und ihnen in einem Experiment den Beischlaf verweigerten und tatsächlich – Keine dieser Frauen gebar ein Kind!

 

Die Männerwelt war erzürnt und erkannte, auch wenn die Frauen über eine größere Intuition verfügten, so verfügten sie über eine größere körperliche Kraft und in Wahrheit war es ein leichtes, die Frauen zu unterdrücken.

 

Alle weiblichen Attribute, allem voran Gefühle, wurden von nun an als Schwäche gewertet. Ein Mann war stark und hatte über den Schwächen der Frauen zu stehen, damit er nie wieder von ihr derart dominiert werden würde, wie einst.

 

Nun kippte das Ungleichgewicht in die andere Richtung und das Patriarchat wurde geboren. Auch in jenem begegneten sich Eugen und Eugenia erneut. Doch dieses Mal gab es kein Zusammensein für sie.
Die Männer hatten entschieden, dass die Frau nur noch einem einzigen Mann beiliegen dürfe, denn so hatte ihre sexuelle Magie, welche in jener Zeit als dunkle Verführung des Teufels galt, ihren Einfluss verloren, so dachte man jedenfalls. Der Frau war es verboten den sexuellen Akt zu genießen, er diente einzig und allein der Zeugung von Nachkommen. Damit der Mann seinem Drang nachgehen konnte, gab es von da an Frauen, die jedem Mann zur Verfügung standen. Sie allerdings galten als Abschaum der Gesellschaft. Auch dies gewährleistete ein Unterdrücken ihrer Macht.
Eugenia wurde damals von ihrem Vater mit einem Mann verheiratet, den sie nicht selbst erwählen durfte. Liebe spielte keine Rolle und Lust war verpönt. Doch genau jener Umstand erlaubte der Liebe wieder hervorzutreten, wenn auch nur ein klein wenig.
Als Eugenia in jenem Leben Eugen begegnete, war der körperliche Kontakt ihnen verwehrt. Er war der Bruder ihres Mannes und beide fühlten ein zartes Band, welches ihre Herzen zueinander hinzog und da sie die körperliche Anziehung nicht ausleben durften, konnten sie jenes Band der Herzen mit jedem Tag, der verging, stärker verspüren.

 

Wir alle kennen die Zeiten des Patriarchats nur zu gut, denn immerhin befinden wir uns am Ende von diesem.
Der Mann, welcher sich auf seine körperliche Stärke und Überlegenheit berief, führte Kriege, während der Frau jegliche Form von Eigenständigkeit untersagt war.
Und während der Mann im Krieg oft monatelang der Familie fern blieb, drehten sich die Gedanken der Frau um ihn. Lebte er noch? Wie ging es ihm gerade? Was wird er benötigen, wenn er wieder zurückkommt?
Zwar dachte auch der Mann in ruhigen Minuten an seine Frau, doch während den Stunden des Kampfes musste er fokussiert bleiben oder ein unbedachter, sehnsuchtsvoller Gedanke an seine Liebste, würde ihm das Leben kosten.
So lernte die Frau stets ihre Gedanken auf den Mann gerichtet zu halten, während der Mann lernte, seine Gedanken von ihr fortzulenken.
Doch auch die Emotionalkörper veränderten sich. Mehr den je war es dem Mann untersagt seine Emotionen auszudrücken, doch durch die sexuelle Verbindung, welcher er zu seiner Frau herstellte, konnte diese die Energie seiner nicht-gelebten Emotionen in sich aufnehmen und für ihn nach Außen tragen. Die Männer wurden immer kälter und härter, während die Frauen immer emotionaler wurden. Nur im Zusammensein in Liebe, in den wenig stillen Momenten, welche das Leben auf der Erde bot, konnten sie ihre wahren Gefühle hinter all den Emotionen wahrnehmen.
Auch zu jener Zeit trafen sich Eugen und Eugenia. Dieses Mal wurden sie ein Paar, doch Eugenia litt oft unter der Kühle ihres Mannes, während dieser sich von ihrer Emotionalität oft abgeschreckt fühlte, ohne zu erkennen, dass sie ihm seine eigenen nicht-gelebten Emotionen präsentierte. Dennoch sorgte er gut für sie und auch wenn die Ehe nicht perfekt war, blieben sie zusammen.

 

Die Prägungen des Patriarchats sind noch heute in uns wirksam. Denn obwohl die Frau der heutigen Zeit, wenn auch noch nicht in allen Kulturen, frei leben darf, so neigt sie immer noch dazu, allzu viel an den Mann zu denken.
Oft sitzen die Frauen zusammen und reden über ihre Männer, während die Männer ihre Frauen regelrecht ausblenden, sobald sie mit anderen Dingen beschäftigt sind.
Auch gelingt es den Männern immer noch nicht, perfekt ihre Emotionen auszudrücken. Dies allerdings ist in der heutigen Zeit notwendig, um die Emotionen zu heilen und wieder zurückzukehren in das wahre Gefühl der Seele.
Auch bedeutete eine Frau zu ehelichen für den Mann einst eine große Verantwortung. Immerhin war es an ihm für sie und die Kinder zu sorgen. Dies war mitunter eine große Last für die Männer. Ein Unfall oder der Tod, aber auch einfacher Müßiggang gefährdete die eigene Familie.

 

Und obwohl die Zeiten sich geändert haben, tragen wir all dies noch in uns, tief verankert in unseren Genen, übernommen von unseren Ahnen, deren Auswirkungen bis auf 7 Generationen zurückreichen können.

 

Als Eugenia Eugen in der heutigen Zeit erneut begegnete, verliebte sie sich augenblicklich in ihn. Auch Eugen konnte die Anziehung fühlen und doch war jene verbunden mit einer unbestimmten Angst. Der Angst seine Freiheit zu verlieren. Eugenia machte dies zutiefst traurig, denn sie verstand nicht, warum er dachte, ihre Liebe würde ihm seine Freiheit rauben.
Sie konnte an nichts anderes mehr denken und sprach oft mit ihren Freundinnen darüber. Stets kreisten ihre Gedanken um ihn und dabei vergaß sie beinahe ganz auf ihre eigenen Ziele und Träume. Wenn er ihr schrieb, war sie gut gelaunt, doch wenn er auf Distanz ging, brach ihre Welt in sich zusammen. Und trotz der aufkeimenden Liebe verließ er sie, was sie in einen tiefen Schmerz stürzen ließ. Ohne es zu wissen, verspürte sie nun den Schmerz, den Eugen einst fühlte, als er von ihr und Aaron erfuhr. Der Kreis beginnt sich zu schließen.
Eines Tages entdeckte sie ein Buch über Co-Abhängigkeit und verstand, dass sie selbst die Verantwortung für ihre Gefühle trug. Sie begann an sich zu arbeiten, sich selbst und ihre Träume zu verwirklichen.

 

Eugen hingegen genoss sein Leben und seine Freiheit, doch irgendetwas, so spürte er, fehlte. Doch was war es nur?
Immer wieder hörte er Sätze wie: „Auch Männer haben Gefühle und sollten diese zulassen“, doch er verstand nicht so genau. „Ich bin einfach nicht so emotional“, pflegte er dann zu sagen und widmete sich anderen Dingen.
Doch das Gefühl, das etwas fehlte, blieb. Nur im Alkohol-Rausch konnte er etwas spüren, was in ihm vorübergehend den Anschein weckte, die Lösung seines Problems gefunden zu haben. Fast lief er Gefahr abhängig zu werden und es gelang ihm rechtzeitig damit aufzuhören. Stattdessen flüchtete er sich in Sport, bis er sich eine Verletzung zuzog, welche ihn zur Ruhe zwang und ihm auch jene Fluchtmöglichkeit verwehrte.
Also stürzte er sich in seine berufliche Karriere und auf gewisser Ebene fand er dort Genugtuung, doch nach wie vor fehlte etwas.

 

Eines Tages begegnete er Eugenia erneut. Sie strahlte wie die Sonne für ihn und wirkte so frei und unbeschwert. Was war mit ihr geschehen? Eugenia liebte ihn immer noch, doch sie war sich bewusst geworden, dass sie ihn nicht länger brauchte um glücklich zu sein. Er versuchte sie zu fassen, doch damit ihm dies gelingen konnte, musste er sein Herz ein klein wenig öffnen, denn ohne Liebe konnte er sie nicht länger erreichen.
Dies gab den Anschlag, dass er seine Angst um seine Freiheit verlor und die beiden wurden schließlich ein Paar.

 

Doch wenn Du denkst, die Geschichte fände hier ihr Happy End, dann weit gefehlt. Dies ist nicht Hollywood und die Reise von Eugen und Eugenia ist noch lange nicht zu Ende.

 

Noch ist ihr Geist nicht eins und es gibt viele Missverständnisse zwischen den beiden. Nach wie vor wirkten die alten Dynamiken und Eugen vermag es stets gekonnt seine Aufmerksamkeit auf all die vermeintlichen Verpflichtungen zu lenken, so dass Eugenia schon bald das Gefühl hat zu kurz zu kommen. Dies löst bei ihr wiederum die alte Dynamik aus viel zu viel über Eugen nachzudenken. Die Verlustangst welche sie verspürt gleicht dem Gefühl sterben zu müssen, denn schließlich war es in vergangenen Zeiten so, dass die Frau oft verloren und schutzlos war, wenn sie ihren Mann verlor, sofern dieser nicht eine beachtliche Erbschaft hinterließ.

 

Der Schmerz der durch jene Angst entstand, löste Wut in ihr aus und sie begann Eugen zu kritisieren, so dass Eugen wiederum das Gefühl hatte, Eugenia nicht so zu genügen wie er war. Er fühlte sich ihr verpflichtet und erneut spürte er die Last der Verantwortung auf seinen Schultern, was ihn dazu veranlasste, sich noch weiter zurückzuziehen, um wieder atmen zu können.
Ein Kreislauf entstand. Umso mehr sich Eugen zurückzog, umso mehr kritisierte ihn Eugenia und umso mehr sie ihn kritisierte, umso mehr entstand in ihm das Gefühl unzulänglich zu sein und Eugenia nicht glücklich machen zu können, was ihn wiederum dazu veranlasste, sich noch mehr zurückzuziehen.
Doch in Wahrheit sehnten sich beide nur nach Liebe und Freiheit. Doch Worte reichten nicht aus um das Missverständnis zu klären, denn wenn Eugenia sagte: „Du bist nie für mich da und bemühst Dich nicht um mich!“, dann verstand Eugen: „Du arbeitest nicht schnell genug und das Zusammensein mit Dir reicht mir nicht aus!“
Hätte er nur verstanden, dass Eugenia einfach ab und an in den Arm genommen werden wollte. Dass ihr Worte der Zuneigung mehr bedeuteten als ihm. Und hätte Eugenia nur verstanden, dass ihm Worte der Anerkennung für all das was er für sie tat, wenn er so hart arbeitete, fehlten. „Sie sieht nicht was ich tue!“, dachte er oft bei sich, während sie dachte: „Er beachtet mich nicht und ich bin langweilig für ihn geworden!“

 

Ja, beide sehnten sich nach Liebe, doch haben sie im Laufe der Zeit gelernt, diese anders auszudrücken. Sie redeten aneinander vorbei und als sie erkannten, dass sie durch Gespräche den anderen nicht erreichten, begannen sie ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen, indem sie über Kleinigkeiten stritten, wie die klassische offene Zahnpasta-Tube.

 

Vielleicht hätte Eugenia einfach nur sagen müssen: „Kannst Du mich bitte öfter in den Arm nehmen!“, während Eugen ihr hätte erklären müssen, dass ihm die Anerkennung für seine Arbeit fehlte?
Ich weiß es nicht!
Denn wir sind immer noch damit beschäftigt wieder eins im Geiste zu werden, die Emotionen aufzulösen, um wieder Zugriff zu unseren wahren Gefühlen zu erlangen.
Zurück in einen Zustand zu kehren, indem der Mann erkennen darf, dass Liebe die Freiheit nicht ausschließt und wo die Frau erkennen darf, dass Freiheit nicht fehlende Liebe bedeutet. Und noch vieles mehr.

 

Doch an eines glaube ich gewiss:
Eugen und Eugenia werden wieder eins werden und nach dieser Reise werden sie tiefer verbunden sein denn je und gleichzeitig aber unabhängiger voneinander.
Denn über die Jahrtausende hinweg haben sie immer wieder die Rollen getauscht und in der neuen Zeit, welche kommen wird, werden sie eigenständige Schöpfer sein, die in Liebe miteinander verbunden frei sein werden um ganz aus sich selbst heraus zu erschaffen.
Die Macht des Menschen wird größer sein denn je.

 

Unabhängig davon in welchem Körper Du also geboren wurdest und ob Du Dich zum anderen oder zum selben Geschlecht hingezogen fühlst, Eugen und Eugenia wohnen auch in Dir und ja, da ist der Teil in Dir der sich danach sehnt Deinen Eugen/Deine Eugenia wiederzufinden.
Denn wie könnten wir uns nach etwas sehnen, was wir nie zuvor erlebt haben? Könntest Du Lust auf Schokolade haben, wenn Du sie nie zuvor gekostet hättest?

 

Doch Achtung: Verwechsle den Rausch der Hormone nicht mit dem Gefühl des Wiedererkennens. Denn allzu vielen geschieht dies in der heutigen Zeit. Wisse vielmehr:
Verliebtheit ist etwas, das scheinbar von selbst geschieht, uns mitreißt und uns das Gefühl gibt, Gott selbst hätte eingegriffen um uns zusammenzuführen. Doch in Wahrheit ist es genau das, was die Hormone mit uns machen und genauso wie wir scheinbar nichts dagegen tun können uns zu verlieben, sind wir machtlos dagegen das Abklingen des Rausches aufzuhalten.
Doch das zarte Band der wahren Liebe zwischen zwei Seelen ist ruhig und unaufgeregt. Es muss gepflegt werden, um sich vollends zu entfalten und dies kann nur geschehen, wenn beide bereit sind miteinander, aber vor allem an sich selbst zu arbeiten. Während Verliebtheit mächtig beginnt und sich dann abschwächt, entsteht wahre Liebe still und leise, vermag es aber durch gegenseitiges Verständnis ins Unermessliche zu wachsen.

 

Die alten Programme aufzulösen und die alten Wunden, die wir uns gegenseitig zugefügt haben, zu heilen, ist nicht leicht, doch wir sind bereits mitten drin in dieser Arbeit. Wenn Eugen und Eugenia ihre Programme erkennen und wieder lernen klare Worte zu sprechen, während ihre Herzen offen sind und bemüht sind den anderen zu verstehen. Wenn sie sich beginnen gegenseitig Fragen zu stellen, anstatt Vorwürfe zu machen, und all dies ist bereist im Entstehen, genau dann werden sie wieder zu den Göttern, die sie einst waren.
Vollkommen frei und doch vereint!

 

 

© Shari D. Kovacs
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